Reitpädagogik und Reittherapie

Tränkner

Erlebnisorientierte Reitpädagogik

Bei der erlebnisorientierten Reitpädagogik steht das Erlebnis mit dem und um das Pferd herum im Mittelpunkt.

Von besonderer Bedeutung ist das Kennenlernen, das Heranführen an das Pferd und der Umgang mit ihm, ebenso wie auch das Erleben des Jahreszeitenwandels und der damit verbundenen Veränderung der Natur und dem Verhalten/Leben der Pferde. Vieles kann man hier entdecken, erleben und lernen, auf dem Pferd beim Reiten oder neben ihm beim Führen oder der Freiarbeit.

Das Pferd als Medium spricht den Menschen auf vielfältige und ganzheitliche Art und Weise an; d.h. sowohl körperliche, als auch geistige, emotionale und soziale Kompetenzen können durch den Kontakt mit dem Pferd berührt und gefördert werden ("pferdegestützte Intervention" (IPTh)).

Was den Menschen an Pferden wohl schon immer fasziniert hat, ist, dass sich die Pferde trotz ihrer Intelligenz, Größe und Stärke dem Menschen unterordnen. Das Pferd ist Spiegel, Freund, Stütze, Lehrmeister und treuer Gefährte des Menschen gleichermaßen. Die daraus resultierenden Erfahrungen und Gefühle prägen sich ein, sind unvergesslich und können immer wieder, gerade auch in anderen, auch schwierigen Lebenssituationen erinnert und abgerufen werden.

 

Für wen und welches Alter?

Die Zielgruppen für pädagogisches Reiten sind Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die in bestimmten Entwicklungsbereichen Unterstützung benötigen, sei es im körperlichen Bereich, bei der Grob- und Feinmotorik, in der Koordination von Bewegungsabläufen, in der Konzentrationsfähigkeit, im Durchhaltevermögen, im sprachlichen Bereich, bei der Kommunikation, der Sprachfähigkeit, bei Wahrnehmungsbeeinträchtigungen, zur Stärkung des Selbstbewusstseins oder bei der Rekonvaleszenz nach einer Krankheit.

Die erlebnisorientierte Reitpädagogik richtet sich aber auch einfach an Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Familien, die Freude am Umgang mit Pferden haben und mehr darüber erfahren und wissen möchten. Insoweit kann das pädagogische Reiten auch als Vorbereitung für den "klassischen" Reitunterricht dienen.

Erlebnisorientierte Reitpädagogik ist in nahezu jedem Alter möglich. Die Entscheidung darüber, welche Maßnahme und Stundengestaltung durchgeführt werden kann, wird ganz individuell getroffen. Wünsche werden und wollen berücksichtigt werden.

 

Ziel und Zweck der erlebnisorientierten Reitpädagogik?

Ziel der erlebnisorientierten Reitpädagogik ist es, den Klienten in allen seinen Entwicklungsbereichen zu unterstützen.

Das Pferd fungiert dabei als Medium, da es sich durch seine Fähigkeiten und Möglichkeiten sehr gut für die Entwicklungsförderung einsetzen lässt.

Im körperlichen Bereich lässt sich mit der Reitpädagogik sowohl die Grob- wie auch die Feinmotorik in hohem Maße entwickeln. 

Körperbeherrschung, Gleichgewichtssinn und die gezielte Steuerung von Bewegungsabläufen sind Grundlagen für das spätere Reiten.

Der Klient kann Sicherheit gewinnen durch das Erfahren der eigenen körperlichen Fähigkeiten und Selbstbewusstsein entwickeln durch das Erkennen seiner eigenen Stärken.

Im sprachlichen Bereich ist es eine ganz besondere Erfahrung, dass man mit Tieren auch auf nonverbaler Ebene kommunizieren kann. Das bedeutet, dass man sich auf das Tier einlassen muss, um seine Bedürfnisse zu erfahren. Man muss seine Ausdrucksformen erkennen und verstehen lernen. Man braucht ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, um auf nonverbaler Ebene kommunizieren zu können. Hierzu können wir sehr gut die Freiarbeit im Roundpen (ein rund eingezäunter Reitplatz) nutzen. Mensch und Pferd begegnen sich in einem geschützten Raum, auch ohne weitere Hilfsmittel (Halfter, Strick, ...). Die Spiegelfunktion und somit die direkte Wirkung vom Menschen auf das Pferd (und anders herum) wird hier sehr deutlich.

Klienten mit sprachlichen Ausdrucksschwierigkeiten können in den Dialog mit dem Tier treten, sprechen mit ihm, erzählen ihm, vertrauen sich ihm an.

Sie erfahren, dass Kommunikation auch andere Ebenen hat, und erleben das Pferd als geduldigen Zuhörer.

Im sozial-emotionalen Bereich üben die Klienten neben dem Umgang mit dem Tier auch den Umgang mit anderen Menschen. Sie erkennen Möglichkeiten und Grenzen im sozialen Gefüge und lernen sich als Teil einer Gemeinschaft zu verstehen. Sie entwickeln Gemeinschaftsfähigkeit, Einfühlungsvermögen, sie gewinnen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und damit Selbstbewusstsein.

Im Bereich der Motivation übt der Klient das Herangehen an Aufgaben und ihre Bewältigung. Er lernt, Verantwortung zu übernehmen und Aufgaben zu Ende zu führen. Seine Arbeitshaltung verbessert sich. Der Umgang mit dem Pferd hilft ihm bei der Erkenntnis, dass es Freude macht, eine Aufgabe zu bewältigen.

Im kognitiven Bereich geht es um das Wahrnehmen, Begreifen, Lernen und Erkennen von Zusammenhängen, das Sammeln von Erfahrungen und deren Umsetzung, um sich insgesamt weiter zu entwickeln.

Im kreativen Bereich geht es um künstlerische Ausdrucksformen, Phantasie und Erfindergeist. Der Klient lernt, sich auf immer neue Gegebenheiten einzustellen und kreativ darauf zu reagieren.

 

Reitpädagogik ist also viel mehr, als Reiten lernen. Sie führt zum Einen an den Umgang mit dem Pferd heran (und bildet so eine solide Basis zum späteren Reiten), und eröffnet zum Anderen einen Zugang zu sich selbst und den eigenen individuellen Fähigkeiten und Kompetenzen.

 

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